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Backes Die Geschichte der Gemeinde

Hahn im Taunus

von seinen Anfängen bis zur Stadtgründung Taunusstein 1971






Jägerheim Eiserne_Hand Aarstraße












Die Hahner Eisenhütte
Einleitend muss kurz daran erinnert werden, dass im heutigen Untertaunusgebiet seit den Tagen der Germanen und Römer zu beiden Seiten des "Limes" (= Pfahlgraben) die Eisengewinnung und Verarbeitung bekannt war. So sind beispielweise die germanischen "Wald-Schmitten" an verschiedenen Stellen nachgewiesen worden. Man verwendete meist runde, aus Bruchstein gemauerte und mit Ton ausgekleidete Schmelzöfen, die mit Eisenstein und Holzkohle gefüllt wurden.

Mit heftigem Protest versuchte um 1680 der Abt von Bleidenstadt zu verhindern, was später als Pioniertat in die Ortsgeschichte von Hahn eingehen sollte, die Errichtung eines "Hochofens bey Hahn". Der Abt mutmaßte seinerzeit, dass " ... dem Stift höchster Schaden und Nachteil wie auch der Ahr selbst zugefügt werde", da "das Eysen erst in der Ahr gewaschen werden soll" und dadurch "das Wasser gründlich verderbt werden dürfte" und dies "bis hinunter zu unserem großen See underhalb Bleidenstadt". Doch auch frühes Umweltbewusstsein konnte den Aufbau und die Inbetriebnahme der Hahner Eisenhütte nicht verhindern, Ökonomie siegte vor Ökologie. Für die Grafen von Nassau war das Eisen von Anfang an nach ihren eigenen Worten: "ein wichtiges Nahrungsmittel" für das Land. Und kurz nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges wurde die Eisengewinnung und die Eisenverarbeitung seitens der walramischen Grafen (von Nassau-Idstein) ganz besonders gefördert und in kurzen Abständen wurde eine ganze Reihe von "Hütten" errichtet, darunter im Jahre 1680 auch eine in Hahn -oder richtiger gesagt, nämlich laut Urkunde - ein "Hochofen bey Hahn". Die Planung und Errichtung der ziemlich umfangreichen Anlage erfolgte durch die "Herrschaft" selbst und dauerte mehrere Jahre.

Nach ihrer Fertigstellung umfasste die gesamte Betriebsanlage neuen Gebäude mit rund 80 Ruten (rund 1.200 Quadratmeter) Hofraum und Gartenland, sowie 47 Morgen (ungefähr 117.500 Quadratmeter) Land. Von ihrer Lage heißt es in einem Bericht "weidende Güther so sich bey und umb die Schmeltz zu Haane befinden", rechter Hand 15 Morgen und gegen die Hardt 10 Morgen. Die Hauptgebäude aber standen im Raum der heutigen Scheidertalstraße etwa zwischen den Anwesen der ehemaligen Bäckerei Stahl (im Haus Nummer 14 erinnert heute noch die Inschrift "Alte Schmelze 1680" an die Eisenhütte) und des ehemaligen Spenglermeisters Herrmann (Scheidertalstraße Nr. 22 + 24), die anderen Gebäude mehr zur Straße "An der Schmelze" hin. Gegenüber wurde der anfallende Abraum, die Schlacke, abgelagert, woran noch der Name der aus diesen Halden im 18. Jahrhundert erbauten "Schlackenmühle" erinnert.

Dass die Baujahre für die "Untertanen" in Hahn allerhand zusätzliche Last und Arbeit bedeutet haben, ist leicht nachvollziehbar.

Was für ein bedeutendes Unternehmen damals in, oder besser "bey" Hahn ins Leben gerufen wurde, ist aus einer großen Anzahl von Belegen und Urkunden der verschiedenen Art zu entnehmen, die trotz ihrer Unvollständigkeit oder Lückenhaftigkeit im einzelnen doch einen guten Einblick in ein richtiges Pionierwerk jener vorkapitalistischen Wirtschaftsepoche erlauben. Hier einige charakteristische Einzelheiten des "Schmelze":

  • Baulichkeiten
In einer "Designation der auf der Haaner Schmeltz befindlichen Gebäude, auch Stuben, Cammern ..." wird das wichtigste Gebäude, der "Schmeltzbau" wie folgt beschrieben:
  • hat in der läng 65 und 1/4 Schuh, in der breit 44 Schuh
  • es gibt 18 Fenster im ganzen Bau, der als Kernstück "1 geräumlich Orth" aufweist "zum plattengiessen und solcher, wo die bälger liegen"
  • Außerdem enthält dieser Bau "7 Stuben und Cammern, in welchen eingeheizt werden kann"
  • Ferner sind vorhanden:
    • 2 Küchen "mit ihren Herd und Platten"
    • 2 kleinere Keller
    • Speicher "zur Hälfte gebordet"
    • 2 weitere Kammern, davon die eine "ohne Ofen" und die andere "obig dem Thor mit Ofen"
  • schließlich wird hervorgehoben, dass alles "mit Thüren und Schlössern und Riegeln versehen" und dass sich "9 Ofengross und klein im gantzen bau" befinden
  • "Außerhalb dies baues" so heißt es in der Beschreibung weiter, ist fürs erste das "Wohnungebäud" zu finden.
    • Es ist "von 2 Stockwerk" und 45 Schuh lang und fast 30 Schuh breit mit insgesamt "21 Fenstern", und "darin" befindet sich neben "ein geräumig Küch nebst einer Küchen-cammer"
    • zunächst "3 ordentlich wohn- und 1 klein Stubb mit ofen"
    • ferner "1 geräumig Keller ... 1 geräumig Speicher"
    • und wiederum "alles mit Thür, Schlössern und Riegeln bis auf  ein Stubenthür"
  • Anschließend ist ein "Badgehaussgen" mit dem Ausmaß 21 Schuh lang und 10 Schuh breit
  • Später wird auch ein eigenes "Platzknecht-Haus" aufgeführt.
  • "Bey und ausserhalb" der Wohngebäudewerden überdies eine ganze Reiche von Stallungen, Kohle-"Schoppen" sowie "Vorplätze" aufgezählt. Darunter befindet sich ein "Kuh-Stall" mit den Ausmaßen 21 Schuh lang und 10 Schuh breit und ein zweiter Stall mit 26 Schuh lang und 18 Schuh breit, sowie ein "Schoppen", der besonders groß gewesen ist, nämlich 50 Schuh lang und 30 Schuh breit.
  • Einen sehr großen Raum müssen naturgemäß die verschiedenen Ein- und Auslagerungsplätze beansprucht haben. Deshalb ist auch erklärlich, dass der Betrieb dieser Hütte 1703 eine Verlegung der "Hahner Mühle" notwendig gemacht hat. 
  • Betriebspersonal
Erforderlich waren die verschiedenen Fachkräfte zur Verhüttung von Eisenerze und zur Verarbeitung des Roheisens, also neben den
  • Gießereifachleuten ("Schmeltz- und Hüttenmeister") waren es
  • die "Massel-Bläser"
Das aus dem Ofen strömende flüssig Eisen ("Massel"-Eisen genannt) wurde dann im Rischfeuer weiterbearbeitet oder in besondere Formen gegossen. Daher stammt auch die Bezeichnung "Gosswerk" (= Gusswerk).
  • die "Hammerschmiede"
Das neu eingeschmolzene Roheisen wurde mit den Hämmern zu Stäben und Stangen ausgeschmiedet. Und erst zur weiteren Bearbeitung gag es
  • Klein-, Huf-, Nagel- und Pfannenschmiede, sowie Schlosser und andere.

In der Zeit  der Vollbeschäftigung fanden 20 bis 30 Personen auf der "Haaner Schmeltz" Arbeit und Verdienst. Gelegentlich findet man in den Schriftstücken, Urkunden und in den Kirchen-Registern einen "Meister", einen "Platzknecht", einen "Hüttenschreiber" auch mit Namen aufgeführt. So wird z. B. im katholischen Taufregister Bleidenstadt im Jahre 1706 ein J. Rademacher als "platzknecht auff der schmeltzhütten zu hahn" angeführt und 1708 ein Henricus Holtzhausen als "meister auff der schmeltzhütten zu Hahn".
  • Betriebsleistungen
Wie erwähnt wurde, hat die "Herrschaft" selbst die gesamte Anlage geplant und errichtet und in den ersten Jahren wurde das Unternehmen auch von ihr in eigener Regie geführt. Dabei ist für die damalige Betriebsführung charakteristisch und entscheidend, dass der Hüttenbetrieb in Hahn - so wie es die Grafen von Nassau anfänglich überall, vor allem auch im Siegener Land getan hatten - auf einer Hofstätte eingerichtet wurde, dass bedeutet, dass der Hüttenbetrieb und eine Landwirtschaft parallel laufen.

Über die technischen Einrichtungen der Anlagen sowie über die Produktionsverfahren sind gar keine Details überliefert, doch geht aus den vorhandenen Belegen und Schriften hervor, dass
  • Mindestens zwei Mal im Jahr - üblicherweise im Frühjahr und Herbst - "gehüttet" wurde (jeweils einige Wochen lang) und das
  • das gewonnene Roheisen - wenigstens zu einem Teil - im eigenen Betrieb weiterverarbeitet wurde (zunächst auf Stäbe, Stangen und Halbzeug). Die Hüttenzeit musste vor allem wegen des allzu großen Verbrauchs an Holz (Holzkohle) mehr oder minder eingeschränkt werden (und vorweg sei gesagt, dass dann auch der Holzmangel mit einer der Hauptgründe dafür war, dass der Hüttenbetrieb in Hahn zum Erliegen gekommen ist). Dass aber neben der Verhüttung von Erzen auch eine Eisenbearbeitung und Verarbeitung stattgefunden hat geht eindeutig aus verschiedenen Urkunden hervor. So heißt es z. B. in einer Verpackungsurkunde aus dem Jahre 1700 wörtlich: " ...nebst dem Hammerwerk, so zu dieser hütten erbauet ...". Sinngemäß ist in den Abrechnungen stets von einem "hütten- und hammer-zins" die Rede. So Wird öfter neben dem Schmelz- und Hütten-Meister auch ein "Hammer-Meister" genannt.
Über die eigentliche Produktion kann man sowohl nach Art als nach Umfang bestenfalls nur sehr vorsichtige Vermutungen anstellen oder Schlüsse ziehen, da direkte Angaben hierüber fehlen und da die gelegentlich in anderen Unterlagen angeführten Angaben über Gewichte oder Mengen ebenso wie etwaige Wert- und Preisangaben vielfach ohne rechte Beziehung stehen oder sonst wie ungenau sind. Besonders auffallend ist überdies, dass überhaupt keine Belege - oder auch nur Hinweise - vorhanden sind über den eigentlichen Rohstoff, also über die Lieferung der verhütteten Eisenerze.

Nach damaliger Gepflogenheit wurde die Holzkohle ebenso wie das Eisenerz nach "Waagen" - zu je 2 Fuder - gerechnet, das Schmiede-Eisen dagegen in "Karren" - zu je 8 Wagen - gleich 16 bis 18 Schienen - angegeben. Der sogenannte "Klein-Stahl" aber zählte nach "Drillings" - gleich 30 kleinere Stücke, die 3 Pfund wiegen sollen.

Um sich ein Bild über Liegerungen, Preise und Abrechnungen machen zu können, seien hier einige Beispiele wiedergegeben:
  • aus einer Abrechnung für die "hochgräfliche Herrschaft" aus dem Jahre 1722

 

    fl. 

 alb.

 d.
22. januarii
6 Wag Eisen zu Itzstein-Kellerey



28

-

-
2. martij
2 Wag ditto von der Schmidt W.C.H. zu Wiesbaden



9

10

-
9. martij
54 Pfd. Eisen an Pflugschaarennach jossebach



2

3

-
9. martij
5 Wag Eisen Schienen auff Chaisen  und Wägen nacher Idzstein



23

20

-
17. junij
4 Wag Eisen an Schlosser Wolf zu Idzstein



28
 20 
-
8. julij
2Eag Eisen an Schmidt Phil. Christ zu Steckenroth



9

20

-
26. aug.
4 Wag Eisen an Nagelschmidt



28

20

-
  • Als Beispiel für den Bezug von Holz. "für Holzlieferung in diesem Jahr ... für etwa 3.000 Klafter möcht ich schuldig seyn ... 80 Gulden"
Aus den wenigen Unterlagen geht jedoch klar hervor, dass die Weiterverarbeitung in erster Linie auf solche Erzeugnisse ausgerichtet war, die von der Landwirtschaft gebraucht wurden. Als wichtigste Abnehmer kamen auch die "herrschaftlichen" Höfe und Äcker in Idzstein, Wiesbaden, Biebrich, Steckenroth usw. in Betracht. Daneben findet man als Kunden die vielen Handwerker, die Eisen verbrauchen (es gab damals die Huf-, Nagel-, Pfannen- und Kleinschmiede, die Schlosser, Büchsenmacher usw.). Aber auch die "Schleifmühlen" und der Eisenhandel waren Abnehmer.

Wenn von der Produktionsleitung gesprochen wird, darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass der Hütten- und Hammerbetrieb jener Zeit einen ganz außergewöhnlichen großen "Fuhrwerker"-betrieb erforderte. Selbstverständlich stütze sich die Betriebsleitung dabei auch auf die eigenen Gespanne. Die besonders hervorgehobene Tatsache der Errichtung auf einer "Hofstätte" daneben aber mussten die Untertanen und Bauern die notwendigen Fuhrdienste leisten, wobei mit Rücksicht auf den schlechten Zustand der Straßen und Wege sowie auf die großen Steigerungen der "Vorspann-Dienst" gerade in Hahn eine besondere Rolle spielte. Das alte Gwerbe der "Hauderer und Pferdeverleiher" hat sich in der hiesigen Gegend bis in die Zeit der Motorisierung (etwa zu Beginn des vorletzten Jahrhunderts) erhalten.

Als ein weiteres Symbol jener Hütten- und Hammerzeit ist bis auf den heutigen Tag die Bezeichnung "Eisenstraße" erhalten geblieben. Bekanntlich führt sie von Michelbach/Aar über die Höhen nach Hahn, wo sie den Anschluss über die Eiserne Hand nach Wiesbaden/Mainz findet. In Hahn ist sie in kurzen Abschnitten nur noch als Fußweg erkennbar. Seinerzeit aber war es eine besonders gut und breit - nämlich 33 Schuh - angelegte Straße, die ihren Namen von den vielen Gütertransporten von und zu den Eisenhütten (Produktionsstätten bzw. Verbraucher) herleiten konnte. Bereits 1652 gegründet, erlebte die Michelbacher Hütte einen sehr günstigen Aufschwung und besteht - mit verändertene Arbeitsprogramm heute noch als das größte Industrieunternehmen in westlichen Untertaunus.
  • Betriebsgeschichte
Im Arbeitsleben der Gemeinde Hahn und seiner Bevölkerung bildet das Hütten- und Hammerwerk jedoch nur für eine kurze Zeit eine Rolle, allerdings zeitweise bestimmt eine recht bedeutende. Die Gesamtanlage wurde, wie aus den vorliegenden Unterlagen geschlossen werden kann, während ihres nur rund 60-jährigen Bestehens stets ausgenutzt, so dass es bald zu gewissen Schwierigkeiten kommt, als deren Folge sogar recht bald ein baulicher Verfall eintritt, dem kaum entgegengesteuert wurde. So denkt man bereits vor 1740 an den Abverkauf der Gebäude und Ländereien. Die Frage nach dem Grund lässt sicht recht bald beantworten. Die Errichtung einer Eisenhütte in Hahn war vom betriebswirtschaftlichen Standpunkt eine ausgesprochene Fehlgründung, vor allem in Hinblick auf den Standort, das Eisenerze in Hahn und näherer Umgebung fast gänzlich fehlen und da es außerdem an (Holz-)Kohle mangelt. Darüber hinaus scheint es, dass die Anlage ihren Gründern sofort viel Geld bringen sollte, was praktisch nicht der Fall sein konnte, so dass die flüssigen Betriebsmittel sehr bald viel zu gering wurden.

Aus der Geschichte des Betriebes seien deshalb nur kurz einzelne Daten festgehalten:

Nach Abschluss der mehrjährigen Aufbauarbeiten verblieb der Betrieb zunächst in Eigenregie der "Idsteiner Herrschaft". Dies war wohl hauptsächlich deswegen, weil die Grafen von Nassau sehr streng darüber gewacht haben, dass die Verhüttungsprozesse in ihrem Lande als ein Fabrikationsgeheimnis gewahrt bleiben sollten. Später wird der Betrieb verpachtet. Die maßgeblichen Bedingungen und Persönlichkeiten aus dem Pachtvertrag vom 5. Februar 1700  sind: "Von Gottes Gnaden wir Georg August Fürst zu Nassau, Graf ... thun hiermit kundt, ...unser Hüttenwerk in Hahn, so bis daher Johannes Bertram bestanden, wiederum zu verleihen ... mit allen gerechtsamen unseren Landschultheiss zu Burgschwalbach und lieben getreuen Jeremias Andreas Strobln auf 8 Jahre lang ..., ...alle beförderung und Hülfy gedeyen soll ... so wollen wir zu dem neuen Hausbau ... nötiges Bauholz durch unsere Untertanen. ... Das nötige Clafter- und Kohle-Holz soll ... aus unser gewöhnlich Wald ... überlassen. Wogegen Strobl ... bei unser Renth-Cammer jährlich an Zins 450 Guld Frankfurter wehrung und 20 Wagen eysen zahlen ... Und alles instandt halten."

Wie lange die Familie Strobel als Nachfolger eines Joh. Bertram das Hüttenwerk zu Hahn als Pächter innegehabt hat, lässt sich aus den vorhandenen Unterlagen nicht genau ersehen. Jedenfalls geht aber aus den jetzt noch vorliegenden vereinzelten Jahresabrechnungen des Pächters sowie aus verschiedenen Schriftstücken (Zahlungen, Lieferungen, Mahnungen, Stundungen und ähnlichem) hervor, dass die Ansprüche der Herrschaft ständig wachsen, so dass der Pächter gleich in den ersten zehn Jahren in stets steigendem Umfang ein Gläubiger des Rentamtes wird. Zur Charakterisierung sei eine "unterthänige Vorstellung" des Pächters Strobel aus dem Jahre 1712 angeführt, wo es eingangs wörtlich heißt "nachdem abermals 1.000 Gulden auf das Hüttenwerk vorzuschiessen von mir gefordert wird", worauf Strobel darlegt, dass er dies unmöglich tun kann und dass die "summa aller bereits gezahlter Vorschuss ... 4.750 fl. 27 alb." ergeben hat. Um sich halbwegs ein Bild der wirtschaftlichen Situation machen zu können, sind hier - in gekürzter Form - die wichtigsten Posten aus einigen Abrechnungen des Pächters Strobel "mit dem hochfürstlichen Rentamt" herausgegriffen:
  • "auf das Jahr 1706" - zunächst ist er schuldig
für hütten- und hammerzins jährlich


fl.450
  -
   -
item für 20 waagen Eisen dafür


fl.100


-


-

summa

fl.550


-


-
hingegen habe ich zu fordern:












laut Abrechnung vom vorig Jahr


fl. 1042


24


 3
Item für gelieferte Weisen auf die herrschaftlichHöf nach Wiesbaden, Biebrich, Idstein usw. lt. der Herren Keller Eberhard zugestellt Rechnung


fl.171


 10


-
item hab ich dies Jahr Kosten an ... gehabt laut Zettels


fl.13


8


-
item beträgt mein jährlich Bestellung


fl.100


-


-















summa

 fl. 1.327


17


3

abgezogen obige    

fl.550


-


-

so restiret mir

fl.777


17


3
  • " ufs Jahr 1708 das haaner Hüttenwerck betr." 
Ein Vergleich dieser Abrechnungen und eine Analyse der einzelnen Posten spricht für sich. Als Besonderheit sei noch ein Posten aus eirenr Aufstellung für ds Jahr 1707 abgeschrieben: "Ihre hochfürstliche Durchlaucht der Fürst von Hadamar hat bey mir verzehret - 8 fl. 29 alb"

Aus den folgenden Jahren (von 1722 an) sind zusammenhängende Abrechnungen nicht mehr überliefert. Doch hat es den Anschein, dass der Betrieb (vor allem seit etwa 1732) immer mehr vernachlässigt wird und es langsam bergab geht. Und aus dem Jahre 1738 liegt bereits ein Bericht vor, dass der "Haaner Schmeltzbau"
sehr baufällig ist. Daraufhin wird von einem "Sachverständigen" ein Kostenvoranschlag für die notwendigen Reparaturen angefordert. Ausbesserungen wurden aber sicherlich keine durchgeführt, denn später folgt ein weiterer "gehorsamster Bericht", dass der Schmelzbau dem Zusammenbruch nahe sei. Dazwischen wird noch ein "Hütteninspektor" mit Namen Holzapfel bemüht, die "allzu großen Kosten" auf dem "Hüttenwerck zu Hahn" zu überprüfen. Zur Sache selbst geschah jedoch nichts.

Vom Abschluss und Ende der Unternehmung berichtet ein heute noch vorhandener ganz gewaltiger Stoß "acta betreffend den Verkauf der Eisenschmeltze bei Hahn 1749 bis 1762". Aus ihnen geht hervor, dass zunächst versucht wurde, die Anlage als Ganzes zu veräußern, was aber nicht gelang, so dass anschließend sozusagen "stückweise" verkauft und versteigert werden musste. Es hatte nämlich auch eine "gutachtliche Meinung" - Bericht vom 18. Februar 1750 - die Schmelzhütte in Hahn abzureißen und sie "in Michelbach" wieder aufzubauen, keinerlei Beachtung gefunden. Auch ein Gesuch einer "Maria Christina Bechtin" aus Hahn, die "Schmeltz" zu erwerben und umzugestalten "zu einer Mühl ... vor meine ausserland an einen Müller verheiratet Tochter", blieb ohne Erfolg.

Für die Ländereien sowie für die Wohn- und Wirtschaftsgebäude fanden sich viele Kauflustige aus Hahn und Umgebung, z. B. boten "vor die Ruth im Quadrat" der Schultheiß Weiss aus Wehen 10 Alben, Johann Dörrbaum aus Hahn 12 Alb. und Peter Mehlers Wittib aus Hahn sogar 15 Alben, genannt werden ferner aus Hahn, Johann Peter Ehrengard(t), Georg Becht Witwe, Heinrich Sorg, Joh. Land, oder es bot neben anderen für das "Hüttenschreiberey wohngebäud nebst Stallung und Garthen" Heinrich Schwartz aus Hahn 250 Gulden und er erhielt tatsächlich auch das Gebäude (Kauf-Contract vom 16. Jan. 1750). Bei dieser Urkunde befindet sich als Beleg eine besondere "Designation" und auf deren Rückseite eine sehr flüchtig hingeworfene Zeichnung über die Lage dieses Gebäudes innerhalb der Gesamtanlage sowie über die "gemachte Abtheilung", die gekürzt etwa so aussieht:




Zum Vergrößern bitte Bild anklicken


Zur Schmelze gehörte noch landwirtschaftliche Fläche von 117.500 m², das in Richtung "Hardt" lag (nicht im obigen Bild enthalten).


Schließlich wird das eigentliche Werksgebäude (Bericht vom 09. Februar 1750) einem Rothgerber Peter Herbe aus Sonnenberg zur Errichtung einer Gerberei angetragen, wobei das Gebot "bis auf 900 Gulden ermässigt" werden kann. Dieser Gerber lehnte aber ab, da "in der Gegend keine Eichenwälder" vorhanden seien. In den Sommermonaten 1750 wurden die noch vorrätigen Halb- und Fertigerzeugnisse inventarisiert und versteigert, ein Rest wird im Februar 1751 an die Michelbacher Hütte weitergegeben. Einzelne "Designationen über 12 Abwiegungen, jede 1020 Pfund an Gewicht" liegen noch vor, auch "über allerhand eisern Blatten, Brucheisen ..." ferner "über geschmiedet Eisen" (z. B. "6 Wag Anker") sowei "über Holz".

Endlich wird ein Käufer für das Gebäude gefunden und laut "Contract vom 28. Sept. 1751 das Schmeltz.Gebäude" zu Hahn von der "gnädigen Herrschaft" an den Gerber "Johann Friedrich Stritter zu Mossbach" verkauft. Laut Kaufbrief "über die Haaner Schmeltz, Kohlschoppen und Zubehör" betrug der "Kauf Petrii" 1.100 fl., davon war ein Drittel sofort, ein Drittel zu Weihnachten und der Rest bis Johanni Bekenntnis zu bezahlen. Die Familie Stritter übte das Gewerbe der "Rothgerberei" aus. Aus einigen Berichten geht hervor, dass nun tatsächlich auch in Hahn ein derartiger Gewerbebetrieb eingerichtet und geführt wurde. Doch scheint die Sache von allem Anfang an keinen rechten Schwung gehabt zu haben, denn es wird bereits unter dem 30. März 1753 von der Herrschaft gefordert, dass sofort berichtet werden soll, "wenn die von D. Stritter zu Hahn bishero zu erbauend gewesen Loh-Mühle daselbst in Gang gekommen sein würde".

In einer "Cammer-Rechnung de anno 1756" wird auf Seite 20 angeführt: " ...der Rothgerber Stritter in Hahn ist gnädigster Herrschaft ein Capital von 733 Gulden 20 alb. schuldig, wovon er die diesjährig Interessen bezahlt hat mit 36 fl. 20." Zwei Jahre später, am 25. April 1758, richtet Stritter an den "Fürsten und Herrn" persönlich ein Bittgesuch um Zahlungsaufschub; " ...vor 7 Jahren dero Hammer-Schmeltz-Gebäud zur Errichtung einer Gerberei von 1.000 fl. erkauft, ...Die Gebäud mussten abgerissen und neu erbauet werden. ...mit Zahlung des letzten Termins gehemmt und mit 733 Guld. zurückblieb, ...noch 1 Jahr stunden ...". In einem 2 Jahre später geschriebenen neuerlichen Gesuch aber heißt es "... 733 Guld. verblieben. Wir Eltern aber im Begriffe stehen, unsere Kinder von dem nahrungslosen Hahn ab nach Wiesbaden zu versetzen ... und willens, die hahner Gerberei loszuschlagen." So geschah es dann auch kurze Zeit danach.